Folge 2: Mama, ich hasse dich

Shownotes

In unserem Mail-Postfach landen immer wieder Nachrichten von Angehörigen, die einen geliebten Menschen an die Welt der Liberator Academy verloren haben. Eine von ihnen ist Sarah, die ihre beste Freundin Mimi kaum wiedererkennt: Aus Neugier wurde bei Mimi schnell Abhängigkeit, bis sie sogar ihren Job kündigt, um dem selbsternannten Guru Streinz in eine Villa nach Thailand zu folgen. Während Anhänger*innen in sozialen Medien von Befreiung sprechen, warnen Experten vor sektenähnlichen Strukturen. Der Weltanschauungsbeauftragte Michael Schofer erklärt, wie Streinz seine Anhänger isoliert und Hass gegen Familien schürt. In Online-Calls bezeichnet Streinz die Familie als „tödlichstes Institut“ – und Mitglieder posten Videos voller Hass und Beleidigungen, die sich an die eigenen Eltern richten. Die Mitgliedschaft bei der Liberator Academy wird für Familien oft zur Zerreißprobe. __ Hilfsangebote rund um die Themen Gewalt und psychische Gesundheit findest du hier: www.wannatalkaboutit.com/de/

Für weitere Einblicke rund um die Abgründe der Coaching-Szene folge uns auf Instagram: www.instagram.com/nn.de/

Kontakt: nina.kammleiter@vnp.de, nina.eichenmueller@vnp.de

Transkript anzeigen

00:00:01: Bevor es losgeht, ein Hinweis.

00:00:03: In diesem Podcast sprechen wir über Gewalt an Frauen.

00:00:07: Dabei kommen Themen wie körperliche, psychische und sexuelle Gewalt zur Sprache.

00:00:13: Wenn euch diese Inhalte belasten könnten, hört diese Folge bitte nicht alleine.

00:00:18: Wenn ihr selbst betroffen seid oder Unterstützung braucht, findet ihr eine Auswahl an Hilfsangeboten in den Show-Notes.

00:00:26: Das hier ist Folge zwei von Brügel fürs Karma.

00:00:29: Die Abgründe der Coaching-Szene.

00:00:32: Wenn ihr die erste Folge noch nicht gehört habt, fangt am besten da an.

00:00:37: Und jetzt geht's los.

00:00:43: Hier rein?

00:00:44: Nee, in hundert Metern, sechzig Metern.

00:00:47: Also, aber hier jetzt gleich.

00:00:49: Ja, bereit.

00:00:50: Nee, hier.

00:00:51: Nee,

00:00:52: doch.

00:00:52: Ah, dieser Parkplatz, ja.

00:00:54: Aber da kannst du noch reinfahren.

00:00:58: Ziel erreicht.

00:01:01: Und wir dürfen hier parken, ne?

00:01:02: Ja.

00:01:06: Nina und ich sind im Auto unterwegs.

00:01:08: Wir sind spät dran, standen im Stau und dann fahren wir auch noch an der richtigen Einfahrt vorbei.

00:01:13: Wir sind angespannt, denn heute treffen wir eine Frau, mit der wir schon seit langem in Kontakt sind.

00:01:20: Mit der wir uns immer wieder austauschen und deren Perspektive wir im Podcast unbedingt erzählen wollen, weil sie zeigt, was die Liberator Academy mit Menschen macht.

00:01:32: Nicht nur mit den Menschen, die ein Teil davon sind, sondern auch oder besonders mit denen, die zurückbleiben, wenn sich jemand Markus Streins anschließt, mit den Familien.

00:01:45: Während der Fahrt gehen uns all die Videos durch den Kopf, all die Sprachnachrichten, die Mitglieder der Liberator Academy an ihre Familien gerichtet haben.

00:01:54: Im Verlauf unserer Recherche haben wir Unzählige davon angesehen und angehört.

00:02:00: Und manche waren schwer wieder aus dem Kopf zu bekommen.

00:02:03: Wie diese hier.

00:02:05: die von Mitgliedern selbst auf Social Media veröffentlicht wurden.

00:02:26: Die

00:02:34: Familien, die einen Menschen an die Liberator Academy verlieren, leiden massiv.

00:02:39: Deshalb wissen wir auch nicht, was uns bei unserem heutigen Gesprächstermin erwartet.

00:02:44: Ob die Frau, zu der wir unterwegs sind, wirklich bereit ist, für den Podcast mit uns zu sprechen.

00:02:50: Denn sie ist die Mutter eines Liberator-Mitglieds.

00:02:53: Es war zwar nicht ihr Kind, das wir eben gehört haben, aber auch sie hat mit Drohungen und Beleidigungen zu kämpfen.

00:03:00: So, nur fünf Minuten zu spät, das ist in Ordnung.

00:03:06: Wir packen unsere Sachen zusammen, steigen aus.

00:03:16: Ich meine, wir müssen jetzt hier durch.

00:03:18: Ja, ist wahrscheinlich dieses Haus, ne?

00:03:21: Wir finden das richtige Haus, werden schon erwartet und wir betreten die Wohnung.

00:03:26: Sorry für die Verspätung.

00:03:27: der Heierabendverkehr, war ein bisschen wild heute.

00:03:32: Und wir hoffen, dass wir vielleicht heute endlich ein Gespräch für diesen Podcast aufnehmen dürfen.

00:03:37: Denn obwohl wir mit vielen Betroffenen gesprochen haben, offen über das Reden, was die Liberator Academy mit Familien macht, will niemand.

00:03:45: Zu groß ist die Angst vor den Folgen.

00:03:48: Auch wenn das für Außenstehende erst mal schwer nachzuvollziehen ist.

00:03:52: Die Angehörigen haben ihre Gründe.

00:03:55: Beleidigungen, Drohungen und existenzielle Sorgen um ihre Kinder stehen bei ihnen teilweise seit Jahren auf der Tagesordnung.

00:04:04: Viele sehen sich mental absolut nicht in der Lage, über das zu sprechen, was sie durchmachen.

00:04:10: Aber die Mutter, die wir heute treffen, konnte sich überwinden.

00:04:14: Mit ihr werden wir in dieser Folge sprechen.

00:04:17: Glaubst du, ihnen ist bewusst, was sie euch als Familien und auch so dir als Mutter damit antun?

00:04:25: Nein, glaube ich nicht.

00:05:05: Ihr erinnert euch, im November, wir veröffentlichen unseren ersten Artikel über die Liberator Academy und Markus Streins.

00:05:14: Und die Rückmeldungen machen uns erst mal sprachlos.

00:05:18: Sehr geehrte Frau Eichenmüller, mit Erleichterung habe ich Ihren Bericht über die Liberator Academy gelesen.

00:05:25: Ich selbst war in den Anfängen an Teil der Liberator GmbH und habe die ganze Entwicklung bis heute verfolgt.

00:05:31: Ich kann jedes Detail, das

00:05:33: Sie nennen,

00:05:34: Sehr geehrte Frau Kamleiter,

00:05:35: ich

00:05:36: melde mich, weil ich mir große Sorgen

00:05:37: um meinen Cousin mache.

00:05:39: Der Markus Streins von der Liberator Academy folgt.

00:05:43: Ich habe meinem Cousin ihren Artikel gezeigt und seine Antwort war... Betreff.

00:05:47: Frau ***

00:05:48: bittet um Rückruf.

00:05:49: Hallo Frau Eichenmüller.

00:05:50: Die Dame hat uns über die Zentrale

00:05:52: kontaktiert.

00:05:53: Es geht um den gestrigen Artikel.

00:05:54: Gewaltbereite Sekte.

00:05:56: Sie hat nämlich Angst um ihre

00:05:57: Tochter.

00:05:58: Die Nachrichten und Anrufe nehmen kein Ende.

00:06:02: Über Monate hinweg melden sich immer wieder Menschen bei uns.

00:06:05: Aussteigerinnern, Freundinnen von Menschen, die Teil der Gruppe sind, aber vor allem Familienmitglieder.

00:06:12: Mütter, die sich seit Monaten teils Jahren Sorgen um ihre Kinder machen und die froh sind, endlich mit jemandem darüber sprechen zu können.

00:06:20: Wir telefonieren viel in dieser Zeit, hören zu und wir erkennen Menschen, die ihre Kinder, Geschwister, ihre Freundinnen an die Gruppe verloren haben, Die leiden massiv unter der Situation.

00:06:33: So wie die Mutter, zu der wir uns am Anfang der Folge auf den Weg gemacht haben.

00:06:37: Von ihr werden wir später noch hören.

00:06:40: In dieser Folge wollen wir ihnen eine Stimme geben.

00:06:43: Wollen zeigen, was es mit ihnen macht, einen Menschen verloren zu haben, der ja eigentlich noch da ist, an denen sie aber einfach nicht mehr rankommen.

00:06:57: Die Mitgliedschaft in der Liberator Academy hat aber nicht nur Auswirkungen auf die Familie, sondern auch auf Freundschaften.

00:07:05: Es zieht einen Sohn in den Sog rein, weil man das einfach nicht so fassen kann, was da vonstatten geht und wie eine Freundin einfach so eine Entwicklung mitmacht, dass sie da einfach dann drin ist und man kommt dann irgendwie gar nicht mehr an sie ran.

00:07:18: Das ist Sarah.

00:07:20: Seit über einem Jahr ist eine enge Freundin von ihr Teil der Liberator Academy.

00:07:25: Sarah heißt eigentlich anders.

00:07:27: Ihre Aussagen haben wir nachgesprochen.

00:07:30: Ja, ich möchte anonym bleiben.

00:07:32: eben weil ich hoffe, dass diese Freundschaft noch irgendwie so eine Zukunft hat.

00:07:37: Vielleicht auch fernab von dieser ganzen Liberator-Gruppe.

00:07:41: Weil ich mir denke, vielleicht, da ist noch ein bisschen Hoffnungsschimmer.

00:07:45: Bei mir da ist irgendwann der Punkt da, wo sie auch gewisse Sachen erkennt.

00:07:51: Und dann möchte ich auch, dass sie weiß, dass ich hier bin.

00:07:55: Aber es ist halt schwierig.

00:07:58: Diese Hoffnung eint alle, mit denen wir für diese Recherche gesprochen haben.

00:08:02: Sie alle wollen die Tür offen halten und daran glauben, dass ihre geliebte Person früher oder später wieder zurückkommen wird.

00:08:09: Deshalb will für diesen Podcast auch kaum jemand mit uns vor dem Mikrofon sprechen, aus Angst erkannt zu werden.

00:08:17: In dieser Folge haben wir Namen geändert und Aussagen von Personen nachsprechen lassen, denn wir wollen die Menschen schützen und ihnen gleichzeitig den Raum geben, ihre Geschichte mit uns zu teilen.

00:08:29: Und Sarah?

00:08:30: Die möchte uns hier von ihrer Freundschaft zu Mimi erzählen.

00:08:33: Darum rufen wir sie an.

00:08:35: Was war das für eine Art von Freundschaft, die ihr hattet?

00:08:38: Also wir haben uns schon, ja, schon oft gesehen.

00:08:42: Also wir haben uns täglich gehört und einmal die Woche gesehen.

00:08:46: Bei einem dieser Treffen, bei einer Tasse Kaffee, erwähnt Mimi, dass sie auf Instagram auf die Liberator Academy gestoßen ist.

00:08:54: Die Inhalte gefallen ihr.

00:08:56: Sie taucht immer tiefer ein.

00:08:59: Ich habe mir dabei aber auch wenig gedacht.

00:09:01: Es wurde dann immer mehr und sie fuhr dann auch zu diesen Events mehrmals und ja und die Frequenz wurde halt immer mehr, dass sie erzählt hat, wie toll das ist und so weiter.

00:09:13: Da bin ich bei Freundschaften generell so, dass ich mit das, was meine Freunde beschäftigt, also ich versuche dem trotzdem erstmal immer neutral gegenüberzustehen und schau mal, okay, was ist es eigentlich und mache mir ein objektives Bild.

00:09:29: Bei den Liberators war mein Gefühl generell gleich mal nein.

00:09:33: Aber ihr Zuliebe habe ich es mir trotzdem angeschaut, weil ich auch wusste, dass es hier wichtig ist.

00:09:38: Sarah schaut sich also an, wovon ihre Freundin plötzlich so begeistert ist.

00:09:43: Sie informiert sich und findet so einiges heraus, was sie beunruhigt.

00:09:49: Sie stößt auf negative Bewertungen und auch auf unseren Artikel.

00:09:54: Deshalb hat sie uns kontaktiert, denn sie macht sich große Sorgen um Mimi.

00:09:59: Als wir mit Sarah sprechen, stehen die beiden immer noch regelmäßig in Kontakt.

00:10:03: Treffen sich, fahren gemeinsam in den Urlaub.

00:10:06: Doch Sarah spürt, dass die Freundschaft auf der Kippel steht.

00:10:11: Denn Markus Streins ist bei Mimi plötzlich immer präsent.

00:10:15: In ihrem Handy, auf ihrem Laptop.

00:10:18: Also, sie hat ihn auch in den Urlaub mitgenommen.

00:10:22: Auch wenn wir irgendwo unterwegs waren oder so.

00:10:25: Es ist immer so gewesen, als ... Oder ist es auch immer noch so, als wäre sie in so einer Parallelwelt.

00:10:31: Ständig ist das Handy in der Hand, irgendwo eine Liberatorgruppe drauf und schreibt immer irgendwas.

00:10:37: Mimi verändert sich.

00:10:39: Sie sagt Dinge, die Sarah nicht verstehen kann.

00:10:43: Wenn sie zum Beispiel nachts nicht schläft oder so, dann ist er das.

00:10:49: Dann ist es streins.

00:10:50: Weil er sich gerade irgendwie transformiert, die Energie irgendwie ändert.

00:10:54: dass er sich gerade irgendwie ändert und deswegen kann sie nicht schlafen und steht dann auf und das ist alles wieder so gut, weil sich er einfach, auch wenn sie die ganze Nacht geheult hat, ist das ein Reinigungsprozess, den er für sie losgetreten hat.

00:11:10: Und das sehe ich irgendwie sehr problematisch.

00:11:15: Sarah kann und will die Dinge, die ihre Freundin von der Liberator Academy erzählt, nicht gut heißen.

00:11:22: Doch das hat auch Folgen für ihre Freundschaft.

00:11:26: Also wenn ich zum Beispiel gegen Liberator bin oder irgendwas dagegen sage oder hinterfrage, dann kann sie schon auch mal aggressiv werden im Tonfall.

00:11:34: Also dass ich ja keine Ahnung habe und dass ich mich mal mit dem beschäftigen sollte.

00:11:39: Weil ich werde ja dann irgendwie immer nur stehen bleiben, wenn ich jetzt da nicht mitkomme.

00:11:43: und wie kann ich nur?

00:11:44: und so weiter.

00:11:46: Sarah hat das Gefühl, dass Mimi ihr Stück für Stück entgleitet.

00:11:52: Ich glaube schon, dass es so zwischen uns steht.

00:11:55: Weil es hat auch schon so Anmerkung gemacht, dass sie eigentlich lieber nur Leute um sich herum hätte, die so auf diesem Entwicklungsstand sind wie sie.

00:12:03: Und dass sie irgendwann im Leben weitergehen muss.

00:12:06: Und genau, dass man sich halt dann vielleicht auch irgendwann verabschieden muss, weil man halt nicht mehr zieht.

00:12:11: Dieses Weitergehen, das Verabschieden von Menschen, die einem nahe standen, das begegnet uns in unserer Recherche zu dieser Gruppe immer wieder.

00:12:22: Denn es gibt Menschen, die ihr Leben komplett hinter sich gelassen haben, um mit Markus Streins zusammen zu leben.

00:12:29: Aber wie kommt das überhaupt dazu?

00:12:32: Was muss im Leben eines Menschen passieren, das erscheinbar freiwillig alles hinter sich lässt, den Job kündigt, den Kontakt mit Familie und Freundinnen abbricht und sein Glück bei einer Gruppe sucht, die ihr bis vor kurzem gar nicht kannte?

00:12:53: Siehe jemanden, der mir sagt, mir kann das nicht passieren, sage ich mir Vorsicht.

00:12:56: Das ist Michael Schofa.

00:12:58: Ihr kennt ihn schon aus der ersten Folge.

00:13:00: Der Weltanschauungsbeauftragte hat die Veranstaltung der Liberator Academy in Nürnberg besucht.

00:13:05: Für unsere Recherche haben wir ihn mehrfach getroffen.

00:13:10: Schofa ist sich sicher.

00:13:11: In eine solche Gruppe reinzurutschen, das kann eigentlich jedem passieren.

00:13:19: so Schwachpunkte bei sich selber spürt oder gerade so kann auf einen Tag auf dem anderen irgendeinen Notfall oder einen Schicksalsschlag einer Eilung, was macht man dann?

00:13:29: Also wie ist man dann, wie ich schon gesagt, so gewappnet, wie ist man vorbereitet.

00:13:32: und dann gibt es so wunde Punkte im Leben der Menschen und diese wunden Punkte, die werden dann halt oft von solchen Gruppen auch ausgenutzt.

00:13:42: Schofa hat seit rund einem Jahr viel Kontakt zu Familien, die Angehörige an die Liberator Academy verloren haben.

00:13:49: Und auch da sieht er genau solche Situationen als Auslöser.

00:13:53: Also man kann das jetzt natürlich nicht generalisieren für jeden einzelne, aber die Fälle, die ich jetzt so kenne, ist es oft so.

00:13:58: Also die jungen Menschen sind alle berufstätig.

00:14:03: Also keiner, der jetzt irgendwie auch nicht irgendwie nicht erfolgreich ist oder sowas.

00:14:07: Die haben alle oft studiert, haben wirklich viel auch geleistet schon, stürzen sich voll in das Berufsleben rein.

00:14:18: verdienen auch streckenweise ganz ordentlich, aber sind dann irgendwo so ein Punkt, wo sie so unzufrieden sind, wo man vielleicht sich nicht genug Zeit nehmen kann, wo vielleicht dann auch so Krisen in der Beziehung, in der Partnerschaft sind.

00:14:32: Und dann hat man das Gefühl, mir fehlt irgendwas.

00:14:37: Hinzukomme, dass wir aktuell nicht gerade in einfachen Zeiten leben.

00:14:41: Riege, Krisen, all das mache besonders jungen Menschen Angst.

00:14:46: Und all das seinen Faktoren.

00:14:48: die uns empfänglicher für solche Gruppierungen machen.

00:14:51: Und dann kommt noch dazu natürlich die Sache mit dem Internet, also dass halt Informationen sofort überall verfügbar sind, dass das Glück scheinbar oft so zum Greifen nah ist, dass ganz viele Versprechungen gemacht werden, die ja im Grunde... die sich ähneln.

00:15:13: Es geht ja um, wie gesagt, um Heil, um Gesundheit, um Erfolg, um Glück.

00:15:18: Persönliche Weiterentwicklung, finanzielle Erfolg.

00:15:21: Solche Versprechungen macht auch die Liberator Academy.

00:15:25: Und in dem Fall dieser jungen Menschen, die ich da eben über meine Klientinnen und Klienten kennengelernt habe, war es schon so, dass es oft auch so Schicksalsschläge sind, gesundheitliche Einbrüche.

00:15:40: Herausforderungen im Leben.

00:15:41: Und dann kam irgendwann mal so, oder so ein Nullpunkt.

00:15:44: Und dann kam irgendwann durch Freunde oder direkten Kontakt oder durch Internet, durch Google, kamen sie eben auf den Streit.

00:15:54: Menschen sind also auf der Suche nach Halt, nach Antworten und treffen dann auf Markus Streitz.

00:16:01: Und sie nehmen an seinen Calls teil, wie etwa an dem hier.

00:16:06: Wie werde ich so stressen?

00:16:08: Ihr habt keine Ahnung.

00:16:10: Ich werde nur reden, was ihr nicht versteht.

00:16:12: Ich werde gar nichts erklären.

00:16:15: Ich werde nie mit irgendjemand irgendwas diskutieren.

00:16:18: Ich fahre einfach komplett drüber.

00:16:20: Ich werde da ganz sich gefrogt stellen, weil mir Herr Scheißkorn nicht interessiert.

00:16:25: Das Setting in solchen Calls ist immer ähnlich.

00:16:28: Ihr könnt es euch ungefähr so vorstellen.

00:16:31: Markus Streins sitzt auf einem Sofa.

00:16:34: Links und rechts von ihm jeweils eine Frau.

00:16:37: An seinem T-Shirt ist ein kleines Mikrofon befestigt.

00:16:41: Direkt vor ihm steht ein Notebook.

00:16:43: Ein weiteres Mikrofon, ein Handy auf einem Stativ und eine Leuchte sind auf ihn gerichtet.

00:16:50: Um das Sofa herum sitzen junge Menschen auf dem Boden.

00:16:53: Streins und viele andere tragen eine Kette mit braunen Perlen um den Hals.

00:16:58: Streins spricht, alle anderen hören zu.

00:17:03: Ich werde niemanden zuschauen, wenn wir Gedanken und Emotionen versuchten, zu ordnen, während der Mazzur hat.

00:17:08: Ich werde dann niemandem erklären, dass man einem im Körper und alle Sinne zu erhorchen kann und sich die Informationen einfach zieren kann.

00:17:14: Jemandem allen keine Interesse, weil genug geredet worden ist, sagt sie meiner Meinung.

00:17:20: Manche wirken andächtig.

00:17:23: Andere eher müde oder gelangweilt, während sie seinen Worten lauschen.

00:17:27: Streins redet nicht nur zu den Anwesenden, sondern auch zu den Menschen, die sich online in den Call eingewählt haben.

00:17:35: Meist sind das zwischen hundert und dreihundert Anhängerinnen, die mehrmals pro Woche an solchen Colts teilnehmen.

00:17:42: Die Sitzungen werden aufgezeichnet, die Videos am Anschluss den Mitgliedern zur Verfügung gestellt.

00:17:47: Ausschnitte davon werden auch auf Social Media geteilt.

00:17:51: Sie alle zeigen ein ähnliches Setting, nur der Hintergrund variiert.

00:17:55: Mal steht das Sofa vor einer Wand, mal sind im Hintergrund Palmen zu sehen.

00:17:59: In anderen Aufnahmen glitzert das Wasser eines Pools durch das Fenster.

00:18:05: Die Häuser, in denen diese Videos gedreht werden, befinden sich mal auf Bali, mal in Thailand.

00:18:11: Während der Gründungsjahre und der Pandemie hatte sich die Gruppe meist in Österreich in Hotels eingemietet.

00:18:16: Zum Teil fanden Events auch in anderen europäischen Ländern statt.

00:18:21: Doch inzwischen verbringen Streins und sein Engsterkreis große Teile des Jahres im Ausland, oft auf Inseln in Südostasien.

00:18:29: Sie wohnen zusammen in Häusern mit riesigen Wohnen und Esszimmern, mit Pool, und mit Palmen im Garten.

00:18:42: Und Sarahs Freundin Mimi, die seit mehreren Monaten von zu Hause aus die Calls und Chats der Gruppe verfolgt, die will nun plötzlich auch dorthin.

00:18:52: Sie erzählt Sarah, dass sie sich einen Flug gebucht hat.

00:18:56: Nach Thailand.

00:18:58: Ja, ich habe auch gefragt, hat das einen Grund, dass du genau da deinen Urlaub machst?

00:19:03: Und dann hat sie gesagt, ja, weil er halt eben dort ist.

00:19:07: Und ich so ... Ah, okay, und da fliegt man dann einfach hin.

00:19:12: Und sie hat dann gesagt, ja, der ist total offen, hat immer die Türen offen für alle.

00:19:17: Also, da kannst du einfach rüberfliegen, zu ihm kommen, dort nicht bleiben.

00:19:22: Sarah weiß nicht, was Mimi dort genau vorhat.

00:19:26: Doch sie ist offenbar bereit, viel dafür zu opfern.

00:19:29: Sehr viel.

00:19:31: Und sie hat auch so keinen Plan jetzt, was sie machen möchte.

00:19:35: Also, sie weiß, dass sie halt, also ... Sie hat ihren Job gekündigt und der ist jetzt weg und sie ist dorthin geflogen.

00:19:43: Den Job hinschmeißen, ein Ticket buchen und zu einem Menschen reisen, den man bisher nur aus dem Internet kannte.

00:19:52: Mit dieser radikalen Entscheidung ist Mimi nicht allein.

00:19:55: Wie viele Anhängerinnen Streins insgesamt hat, ist schwer zu sagen.

00:20:00: Auf unsere Anfrage haben wir keine Antwort erhalten.

00:20:04: Es gibt ja zum einen die Menschen, die als Mitglieder Online-Kurse anschauen.

00:20:08: und ab und zu ein Event vor Ort besuchen.

00:20:11: Und dann gibt es eben die, die wirklich ihr Leben hinter sich gelassen haben, um sich strains anzuschließen.

00:20:17: So wie Mimi.

00:20:19: Zwanzig bis dreißig Menschen umgeben ihn in der Regel vor Ort.

00:20:23: Mal kommen neue dazu, mal gehen welche.

00:20:26: Viele bleiben.

00:20:28: Manche begleiten ihnen fast ununterbrochen seit mehreren Jahren.

00:20:33: Sie alle sind jung.

00:20:34: Manche gerade volljährig, andere Ende zwanzig.

00:20:38: Wenige über dreißig.

00:20:41: Ihren Alltag teilen sie ausgiebig auf Social Media.

00:20:45: Seit fast einem Jahr verfolgen meine Kollegen Nina und ich so die Aktivitäten der Gruppe.

00:20:51: Auf Instagram ist zu sehen, wie sie mit Rollern über die Insel fahren, in Clubs feiern, ins Gym gehen oder Playstation zocken.

00:20:59: Und sie haben eine gute Zeit, scheinen keine Sorgen zu haben.

00:21:03: Aber wovon leben sie?

00:21:07: Wer zur Liberator Academy kommt, zahlt zunächst Geld.

00:21:11: Dafür an den Calls teilzunehmen.

00:21:14: Dafür Markus Streins und seinem Umfeld zuhören zu dürfen.

00:21:19: Doch taucht man tiefer ein, wandelt sich das Schritt für Schritt.

00:21:23: Dann verdient man selbst Geld mit der Liberator Academy.

00:21:26: Das wird einem zumindest versprochen.

00:21:30: Und das ist es, was die Menschen in Streins direktem Umfeld machen.

00:21:34: Ihre Arbeit, das ist die Liberator Academy.

00:21:37: Ihr Job besteht darin, neue Mitglieder für die Gruppe zu werben.

00:21:41: Und wenn man ihren Aussagen glaubt, dann verdienen sie damit Geld.

00:21:45: Sehr viel Geld.

00:21:47: Wie Sie zum Beispiel in einem Podcast erzählen.

00:22:05: Der gängigste Weg, um neue Leute anzuwerben, ist Social Media.

00:22:10: Wir selbst wurden im Laufe der Recherche einige Male von Mitgliedern der Gruppe, aber auch von Strein selbst, angeschrieben, so Calls eingeladen, mit kostenlosen Angeboten gelockt.

00:22:26: Wir

00:22:35: haben Sonntag nach der Pause wieder Live-Call und ich verschenke ein paar Einladungen.

00:22:38: Wenn du magst, lad ich dich ein.

00:22:40: Hey, hey, ich habe gesehen, du hast bei mir vorbeigeschaut.

00:22:44: Hast du Lust mal in einen Free-Experience-Call reinzuschnuppern?

00:22:48: Einfach nur, um mal so ein Gefühl zu bekommen, was es ist, wirklich mehr ins Bewusstsein zu kommen.

00:22:55: Hi, hast du eine Minute?

00:22:57: Ich will dir was zeigen.

00:22:58: Vielleicht können wir gemeinsame Sache machen.

00:23:01: Ein übliches Vorgehen.

00:23:02: Wie der Weltanschauungsbeauftragte Schofer uns erklärt.

00:23:06: Wird auf die erste freundliche Kontaktaufnahme ablehnen reagiert, kann der Ton aber auch ganz schnell umschlagen.

00:23:14: Und dann wird halt auch relativ aggressiv das Thema beworben.

00:23:18: Also auch mit Sprachlichen Methoden und auch mit so einem Zugzwang sagt, wenn du das jetzt nicht machst, dann verpasst du die Chance deines Lebens.

00:23:27: Und das möchte du dich keiner gerne hören.

00:23:30: Also man möchte dich gerne selber Auf der Erfolgswende weiterschwimmen, möchte ich nicht nachsagen lassen, du hast eine Chance verpasst.

00:23:37: Das ist im Grunde so.

00:23:38: auch Werbung, wenn wir Werbung sehen, es ist auch immer so, jetzt zuschlagen bitte.

00:23:42: Oder manche auch so, manche Portale im Internet, wo man einkauft, mir fällt jetzt ein ganz bestimmtes, eines sage ich jetzt nicht den Namen, aber die sagen dann zum Beispiel auch mal, wenn du jetzt in den nächsten zwei Tagen entscheidet dich, dann kriegst du neunzig Prozent Rabatt.

00:23:58: Dann überlegten sie schon, jetzt lass ich das neunzig Prozent Rabatt außen oder nicht.

00:24:02: Also es ist immer so ein Drang, ein Zugzwang.

00:24:05: Ich verpasst doch was, wenn ich das nicht weiter mache.

00:24:08: Und schon ist man dann in so einer Spirale drin, wo man unter dem Stingand nicht mehr so leicht rauskommt.

00:24:13: Menschen wie Mimi werden also mit Angeboten für Kurse gelockt.

00:24:17: Wenn sie eine Mitgliedschaft buchen, bekommt die Person, die sie angeworben hat, eine Provision.

00:24:23: Und irgendwann ist Mimi so tief drin, dass sie selbst Leute anwirbt und dafür Geld bekommt.

00:24:30: Ein klassisches Schneeballsystem also.

00:24:34: Während unserer Recherche haben wir einen Blick in interne Vertriebscalls der Liberator Academy erhalten.

00:24:39: Strein selbst erklärt da, wie das Ganze abläuft, wenn jemand angeworben wird.

00:24:44: Es klingt komisch, aber er vergleicht die anzuwerbende Person mit einem Eisen, das geschmiedet werden muss.

00:24:52: Es ist ja dumm, wenn etwas geschmiedet ist, dass man es dann nicht gleich warmt.

00:24:56: Wenn es nur nicht so geschmiedet ist.

00:24:59: Im Gespräch und ihr merkt, ihr kennt sie den Schmieden, weil ihr Kompetenz nicht hoch genug ist, dann macht sie es nur Haas.

00:25:06: Und dann gibt sie es in die Mädels weiter.

00:25:10: Die Mädels formen es dann, wenn sie es nicht formen können, geben sie sich

00:25:14: weiter.

00:25:16: Am Schluss wäre ich, aber wie im Jugendstand.

00:25:20: Streins beschreibt hier also, wie die Gruppe vorgeht, wenn jemand nicht gleich auf ein Angebot anspringt.

00:25:25: Die Mädels, das sind zwei Frauen aus dem engsten Kreis rund um Streins.

00:25:30: Sie sollen sich im ersten Schritt um die Person bemühen.

00:25:33: Haben auch sie keinen Erfolg, wird der Kontakt an einen Vertriebler aus der Gruppe weitergegeben, der Streins ebenfalls schon seit Jahren begleitet.

00:25:42: Ob eine Person ein Coaching brucht und damit Geld in die Kasse spült, das interessiert Streins selbst aber nicht, sagt er zumindest in dem Vertriebscall.

00:25:51: Welche Rolle Geld für ihn tatsächlich spielt und ob er selbst mit der Liberator Academy reich werden will, ist nicht ganz klar.

00:25:58: Unsere Anfrage dazu lässt er unbeantwortet.

00:26:02: Er inszeniert sich immer wieder als großzügiger Gönner.

00:26:06: Doch wir wissen auch von Gerichtsprozessen, in denen er von anderen Menschen Geld fordert.

00:26:12: Und wir wissen, einige Menschen aus seinem engeren Umfeld haben finanzielle Schwierigkeiten.

00:26:18: Sie gehen an ihr Erspartes, verschulden sich oder fragen ihre Familien nach Geld.

00:26:24: Also, da war doch dieser Sparbrief oder da waren doch diese Fonds.

00:26:29: Und wo sind die denn?

00:26:30: oder wo ist denn das Geld, was ihr da für mich zurückgelegt habt?

00:26:33: Tatsächlich solche Fragen.

00:26:35: Und man muss sein Geld wirklich festhalten.

00:26:38: Der Experte Schofa rät ganz deutlich.

00:26:41: Auf keinen Fall sollte man der Bitte nach Geld nachkommen.

00:26:45: Denn das Geld fließe letztendlich in die Liberator Academy und Streins.

00:26:50: Und nicht in die Zukunft des jungen Menschen, sagt Schofa.

00:26:54: Doch die Bitte um Geld.

00:26:56: Die ist bei Weitem nicht das Schlimmste, was Familien über sich ergehen lassen müssen.

00:27:25: Ihr habt hier einen Ausschnitt aus einer Instagram Story gehört.

00:27:35: Gepostet hat sie eine junge Frau, die schon seit mehreren Jahren mit Markus Streins unterwegs ist.

00:27:41: Das Video war lange öffentlich auf ihrer Seite zu sehen.

00:27:45: Inzwischen ist es gelöscht.

00:27:47: Worum es genau in dem Konflikt geht, wird nicht klar.

00:27:51: Was jedoch deutlich wird, das schlechte Verhältnis zu ihrer Familie.

00:27:55: Das ist ein Muster, das sich im Umfeld von Markus Streins wie ein roter Faden durchzieht.

00:28:01: Spricht man mit den Familien, schildern sie, wie sich der Kontakt rapide verschlechtert hat.

00:28:07: Ab dem Moment, in dem die Liberator Academy in das Leben ihrer Kinder getreten ist.

00:28:14: Und das ist kein Zufall.

00:28:16: Die Familie als Ursprung des Bösen, die eigenen Eltern als Quelle der vermeintlich negativen Prägungen, die man bei sich selbst feststellt.

00:28:26: Das ist ein Narrativ, das Markus Streins immer wieder bedient, wie auch in diesem Online-Call.

00:28:33: Du bist nicht der Lehrer, du bist der Schüler, heute ein Maul, heute einfach der Maul.

00:28:37: Du bist nicht der Besitz, sondern du bist diese Positioner-Gäste und du mischt die einen.

00:28:44: Und das ist das, was die Familie macht.

00:28:46: Wenn sie du einmischt, zerstörst du die Kinder.

00:28:50: Deshalb, so geht es ein ganz erwaures Aussag, das tödliche Institut für unsere Kinder und unsere eigene Familie.

00:28:58: Weil wir diese simple Sachen noch nicht kapiert haben.

00:29:01: Der Unmut gegen die eigene Familie wird in der Gruppe offen nach außen getragen.

00:29:07: Nun könnte man sich fragen, ist die Abgrenzung von der Familie vielleicht einfach Teil der Reise?

00:29:15: Teil des spirituellen Prozesses, der in der Gruppe angestoßen wird, muss sich das Verhältnis zur Familie vielleicht im ersten Schritt verschlechtern, wenn man sich intensiver mit sich selbst beschäftigt?

00:29:28: Das fällt schwer zu glauben, denn auch Mitglieder, die seit mehreren Jahren mit Markus Streins unterwegs sind, berichten auf Social Media immer wieder offen von dem schlechten Verhältnis zu ihren Eltern.

00:29:41: Verbessert hat sich daran also gar nichts.

00:29:44: Gerade bei ihnen scheint diese Wut auf die eigene Familie besonders ausgeprägt zu sein.

00:29:51: Und was sich Eltern da anhören müssen, das ist schon wirklich übel.

00:29:57: Also hallo, wer auch immer das hier jetzt gerade für meine Mutter abfilmt, Mama, hallo, ein herzliches Fick dich, du kaltes Schwein.

00:30:06: Ihr könnt euch vorstellen, für die betroffenen Familien ist das alles kaum zu ertragen.

00:30:13: Manche Eltern haben uns im Laufe der Recherche berichtet, dass sie es nicht mehr schaffen, den Kontakt zu ihren Kindern aufrechtzuerhalten.

00:30:21: Wir haben mit Müttern gesprochen, die es aktuell nicht über sich bringen, mit ihren Kindern zu kommunizieren.

00:30:27: Die aufgehört haben zu verfolgen, was ihre Kinder tausende von Kilometern weit weg auf Bali oder in Thailand machen.

00:30:35: Denn sie müssen auch an sich selbst denken, an ihre eigene Gesundheit.

00:30:39: Sie müssen sich selbst schützen.

00:30:42: Offen über ihre Situation sprechen, möchten sie nicht.

00:30:45: So groß ist der Schmerz, sich intensiver damit zu befassen.

00:30:49: Trotzdem, oder gerade deswegen, wollen wir in diesem Podcast unbedingt auch ihnen eine Stimme geben.

00:30:56: Den Eltern, die um das Wohl befinden, ihrer Kinder bangen.

00:31:00: Und auf deren Rückkehr hoffen.

00:31:02: Deshalb haben wir uns nach einigen Telefonaten auf den Weg gemacht.

00:31:06: Zu einer betroffenen Mutter.

00:31:10: Ich meine, wir müssen jetzt hier durch.

00:31:12: Ja, ist wahrscheinlich dieses Haus, ne?

00:31:14: Und die war schließlich bereit, für den Podcast mit uns zu sprechen.

00:31:18: Denn auch, wenn sie sich nicht dazu in der Lage sieht, uns ihre Situation genauer zu schildern.

00:31:24: Sie hat ein Anliegen, das sie gerne teilen möchte.

00:31:28: Ihre Stimme haben wir nachgesprochen.

00:31:30: Was wäre dir denn als Mutter wichtig, was würdest du denn gerne noch loswerden zu dem Thema?

00:31:36: Also für mich wäre es wichtig, wenn sich andere Betroffene, Mütter und Väter auch melden würden, die in ähnlicher Situation sind, damit wir uns gemeinsam gegenseitig stärken können und auch mal austauschen können.

00:31:52: Mut zu reden, wie wir vielleicht gemeinsam vorgehen sollen und mit der Situation besser fertig zu werden.

00:32:00: Denn wir Eltern leiden ja, ich denke mal jeder leidet darunter, dass sich die Kinder so verändert haben, aggressiv und auch nicht mehr so sind wie vorher.

00:32:12: Und man kann auch nicht mit denen reden, wie es mal war.

00:32:17: Und würdest du sagen, ist es immer die Möglichkeit da, wieder zurückzukommen?

00:32:23: Ja, natürlich.

00:32:25: Es ist bestimmt bei den anderen auch immer die Möglichkeit da, dass die Kinder zu einem zurück können.

00:32:31: Vielleicht trauen die sich auch nicht, vielleicht wissen die nicht, wie.

00:32:36: Vielleicht ist der Abstand auch zu groß zu den Kindern, wo sie sich selber denken.

00:32:41: Oh, wie kann ich zurück?

00:32:43: Aber auf jeden Fall kann ich mir vorstellen, dass jeder mit offenen Armen die Kinder zurücknehmen würde.

00:32:52: Kannst du noch was dazu sagen, warum du dir Sorgen machst?

00:32:57: Ich mache mir Sorgen, dass die Aggressivität, was sie haben, noch stärker wird.

00:33:04: Dass sie gar nicht mehr mit den normalen Menschen reden können und den Abstand gewinnen, was eigentlich normal ist.

00:33:12: was nicht normal, weil sie ja auch teilweise oder viel mit ihren Freunden bekannten abgebrochen haben und sich ganz aggressiv verhalten oder auch blocken.

00:33:24: Die blocken einfach.

00:33:25: Die Mutter, den Vater, die Oma, den Opa.

00:33:29: Es wird einfach, wenn was nicht passt, wird einfach geblockt und wieder aufgemacht.

00:33:35: Also sie wissen gar nicht mehr, was Realität ist.

00:33:39: Glaubst du ihnen ist bewusst, was sie euch als Familien und auch so dir als Mutter damit antun?

00:33:47: Nein, glaube ich nicht.

00:33:49: Sie machen Vorwürfe, die überhaupt nicht der Realität entsprechen.

00:33:54: Und wenn, dann könnte man darüber reden.

00:33:57: Aber ich glaube nicht.

00:33:59: Die wissen nicht, wie man eigentlich leidet oder was man mitmacht.

00:34:05: Lass sie nicht wissen, was die Familie mitmacht.

00:34:08: Diesen Eindruck haben auch wir.

00:34:10: Nach diesem Gespräch mehr denn je.

00:34:12: Wir packen unsere Mikrofone zusammen, verabschieden uns und verlassen die Wohnung.

00:34:19: Auf dem gesamten Weg zurück nach Nürnberg stellen wir uns die Frage, wie kann man so eine Situation aushalten?

00:34:35: Wir haben den Weltanschauungsbeauftragten Michael Schofer gefragt, was Familien tun können, wenn sie sich in so einer Lage befinden.

00:34:44: Er steht Eltern zur Seite, die ihre Kinder an Gruppierungen wie die Liberator Academy verloren haben.

00:34:51: Dadurch, dass es eben oft so zu Konditionen kommt und zu Beschimpfungen, sind die Eltern aufs Höchste verunsichert, wie sie überhaupt mit ihren Kindern umgehen sollen.

00:35:00: Die Kontakte sind sehr sporadisch.

00:35:02: Es sind manchmal nur Lebenszeichen.

00:35:07: Manchmal hören die zwei, drei Jahre nichts mehr von ihren eigenen Kindern.

00:35:11: Das ist sehr bitter.

00:35:12: Da erfahren das nur über ... irgendwelche Instagram-Posts oder man da kann man ja Gott sei Dank bei Informationen rausziehen, weil die oft auch Bilder posten oder über Freunde, die dann vielleicht noch Zugang haben, die dann vielleicht noch so etwas in Erfahrung bringen können.

00:35:29: Was Streins damit erreicht, ist für secktenartige Gruppierungen ganz typisch.

00:35:34: Das schildern uns Expertinnen in dieser Recherche immer wieder.

00:35:38: Je mehr sich ein Mensch von seiner Familie, seinen Freundinnen abkapselt, desto wichtiger wird die Gruppe für ihn.

00:35:45: und sind erstmal alle Verbindungen gekappt, dann ist es für die Person, um so schwieriger, irgendwann wieder zurückzukehren.

00:35:53: Gerade deshalb, so sagen ExpertInnen, ist es ganz wichtig, den Kontakt eben nicht abreißen zu lassen.

00:36:00: Immer wieder zu signalisieren, dass die Person jederzeit zurückkommen kann.

00:36:06: So frustrierend das für Angehörige ist, das ist vielleicht das Einzige, was man in einer solchen Situation wirklich tun kann.

00:36:14: Es geht darum den Kontakt auf jeden Fall aufrecht zu halten.

00:36:17: oder müssen die Familien, die Angehörigen, die Freunde auch wirklich manchmal über ihren eigenen Schatten springen, weil das wirklich schwer ist.

00:36:24: Trotz aller Beschimpfungen nochmal den Menschen, den man früher gekannt hat, hindert diesen ganzen Beschimpfungen noch zu erkennen und zu sehen.

00:36:33: Das ist glaube ich wichtig.

00:36:34: Es darf man nie vergessen, dass dieser Mensch sich halt nicht aufgrund eines Zufalls der Natur verändert hat, sondern dass er beeinflusst und manipuliert worden ist.

00:36:44: Und das ist wichtig, weil das sind halt soziale Netze, die später eventuell ganz wichtig sein können.

00:36:52: Kontakt halten, da sein, falls es nötig wird.

00:36:55: Was eigentlich einfach klingt, wird für viele Familien zur Zereißprobe.

00:37:00: Denn wenn die Betroffenen überhaupt Kontakt mit der Familie zulassen, dann ist er geprägt von Schimpfwörtern, von Beleidigungen.

00:37:07: und geprägt von Markus Streins.

00:37:10: Denn er selbst mischt sich teilweise in die Kommunikation mit den Familien ein.

00:37:15: Das wird uns immer wieder berichtet.

00:37:18: Streins verschickt Sprachnachrichten an die Eltern von Mitgliedern, von deren Handy.

00:37:23: Er beleidigt die Familien.

00:37:26: Und auch in geschriebenen Nachrichten kommt das Angehörigen oft so vor, als sei es jemand anders, der die Nachricht formuliert hat.

00:37:34: Als schreibe dann nicht die Person, die man kennt.

00:37:46: Mach mit meinem Leben weiter, ich gehe zu meiner Arbeit, ich lebe meinen Alltag, aber

00:37:52: mein

00:37:52: Seelenleben hat sich verändert.

00:37:55: Auch diese Frau hat ein Familienmitglied an die Liberator Academy verloren.

00:37:59: Wir haben ihre Aussage nachgesprochen und können ihre Geschichte hier leider nicht im Detail erzählen.

00:38:06: Denn wie so viele andere auch, hat sie große Sorge, dass ihre geliebte Person durch ein Gespräch mit den Medien ihr noch weiter entgleitet.

00:38:15: wenn das überhaupt möglich ist.

00:38:18: Trotzdem möchte sie unbedingt, dass die Öffentlichkeit erfährt, was Markus Streins und die Liberator Academy mit einer Familie machen können.

00:38:27: Deshalb haben wir sie getroffen und sie hat uns erzählt, wie es hier geht.

00:38:33: Ich glaube, für manche Außenstehende ist es gar nicht so auffällig, aber es dreht sich natürlich viel um die Person, die man verloren hat.

00:38:45: macht ja auch menschlich was mit einem.

00:38:47: Also man ist da schon traurig und kann sich das oft einfach nicht erklären.

00:38:53: Man stellt sich ganz ganz auf die Frage, warum, wie konnte das passieren?

00:38:59: und eben wann kommt die Person zurück?

00:39:02: Wie konnte das passieren?

00:39:04: Mit der Verzweiflung, der Machtlosigkeit und der Trauer um einen Menschen, der einfach nicht mehr greifbar ist, fühlen sich die Angehörigen oft allein.

00:39:13: Doch sie sind es nicht.

00:39:16: In unserer Recherche haben wir mit vielen von ihnen gesprochen.

00:39:19: Sie alle durch Leiden Ähnliches.

00:39:22: Also am Anfang ist es eine Überforderung und irgendwo auch eine Traurigkeit, weil die menschlichen Gefühle sind, die man da sofort verspürt.

00:39:32: Aber eigentlich, wenn man darüber nachdenkt, empfindet man ganz viel Mitleid mit der Person.

00:39:39: Für die Menschen, dass so was überhaupt passiert ist.

00:39:43: sowas im engen Kreis passiert, mit einer Person, die man liebt und man vorher nie gedacht hätte, dass sowas passiert.

00:39:52: Je länger der Mensch von uns entfernt ist, desto mehr empfindet man auch irgendwie Charme.

00:39:58: Also wenn Verwandte einen ansprechen, Bekannte einen ansprechen, hey, was ist denn mit der Person los?

00:40:04: Habt ihr da schon was mitbekommen?

00:40:05: Man will es eigentlich gar nicht aussprechen, aber in... gewisserweise schämt man sich auch ein bisschen dafür, weil man es ja selber nicht verstehen kann und sich auch immer wieder fragt, wie es überhaupt so weit kommen konnte, dass man an diesen Punkt kommt.

00:40:23: Inwiefern weiß das Umfeld von euch darüber Bescheid?

00:40:27: Also, ja, ich würde schon sagen, dass viele Leute mitbekommen haben.

00:40:32: Vielleicht reden auch noch mehr hinter hervorgehaltener Hand.

00:40:37: Ab und zu wird sie auch von Bekannten darauf angesprochen, sagt sie.

00:40:41: Aber wie erklärt man eine Situation, die man selbst nicht versteht?

00:40:47: Wie beschreibt man, dass man selbst nicht weiß, was in den Menschen vorgeht?

00:40:51: Man darf nichts fragen.

00:40:53: Wenn man etwas fragt, wird man sofort zusammengeschissen, dass man überhaupt Fragen stellt und man soll ja die Person einfach in Ruhe lassen.

00:41:03: Also hat man einfach keinen Bezug mehr und das ist was... einem Angst macht, also dass man die Person verloren hat, obwohl sie noch da ist.

00:41:14: Wenn du jetzt die Chance hättest, irgendwas an die Person zu richten, also wenn du die Möglichkeit hättest, dass die Person dir jetzt wirklich zuhört, was würdest du gerne sagen?

00:41:23: Ich glaube, selbst wenn die Person mich hören würde, würde gar nichts ankommen.

00:41:29: Also ich glaube, die Menschen sind so manipuliert, dass egal was man sagt oder was man schreibt, das sowieso nicht ankommt.

00:41:38: Ich würde mir eher wünschen, dass man den Menschen wieder in den Arm nehmen kann.

00:41:43: Auch wenn man die Person sieht, die möchte ja gar keinen Körperkontakt mehr.

00:41:47: Also, man darf der Person gar nicht mehr nahe kommen.

00:41:53: Wenn man vorher jetzt ein sehr inniges Verhältnis hatte, ist das natürlich auch eine extreme Veränderung,

00:41:59: die

00:42:00: auch schwer ist, für einen zu verstehen.

00:42:02: Ich würde mir eher wünschen, dass der Mensch zurückkommt.

00:42:07: man sich einfach wieder in die Arme nehmen kann, als dass ich da jetzt irgendwas sagen möchte.

00:42:13: Ich möchte, dass es einfach nur aufhört, alles beendet ist.

00:42:20: Das heißt, die Tür steht immer offen?

00:42:22: Natürlich, die Türen, die Fenster, alles ist offen.

00:42:25: Wir sind auch alle froh, wenn man einfach normal wieder miteinander sprechen könnte.

00:42:30: Aber, ja.

00:42:36: Das eint alle, mit denen wir für diesen Podcast gesprochen haben.

00:42:40: Die Familien würden nichts lieber tun, als ihre Liebsten mit offenen Armen wieder bei sich aufzunehmen.

00:42:46: Denn was sie von der Liberator Academy und von Markus Streins mitbekommen, macht ihnen mehr und mehr Angst.

00:42:56: Streins scheint die Menschen in seinem Umfeld in der Hand zu haben.

00:42:59: Für ihn werfen sie ihr altes Leben über Bord.

00:43:03: Rechen Kontakte ab, kehren der Familie den Rücken.

00:43:06: Aber... Wie ist er überhaupt in diese Position gekommen?

00:43:10: Wer ist Markus Streins?

00:43:13: Wie das alles überhaupt angefangen hat, darüber sprechen wir in der nächsten Folge.

00:43:18: Mit einer, die ganz nah dran war an den Anfängen der Liberator Academy.

00:43:23: Und wir wollen mehr über Streins Vergangenheit wissen.

00:43:27: Dazu nehmen wir Kontakt mit seiner Mutter auf.

00:43:31: Und so geht's weiter.

00:43:34: Lasst euch

00:43:35: nicht

00:43:35: darauf ein, was der Mann euch erzählt.

00:43:39: Er kann euch sprechen.

00:43:41: Drecks, da seht noch einmal schlecht über Markus und ich bring dich um.

00:43:45: Wir sprechen heute über jeden Mann, der von Ausstägern sogar als der österreichische Andrew Tate bezeichnet wird.

00:43:51: Ihr seid Fake News-Verbreiter.

00:43:54: Ihr seid Manipulatoren.

00:43:55: Ihr verbreitet Propaganda.

00:43:57: Okay, ich rufe da jetzt an.

00:43:59: Ja.

00:44:20: Das war Folge zwei.

00:44:21: Mama, ich hasse dich.

00:44:24: Wenn euch diese Folge gefallen hat, dann lasst uns gerne eine Bewertung da.

00:44:28: oder teilt den Podcast mit euren Freundinnen.

00:44:32: Wenn ihr selbst betroffen seid und euch vernetzen wollt, meldet euch gerne bei uns.

00:44:37: Die Kontaktdaten findet ihr in den Shownotes.

00:44:58: Nina Kamleiter und Nina Eichenmüller.

00:45:01: Recherche und Faktencheck, Nina Eichenmüller.

00:45:05: Recherche und Skript, Nina Kamleiter.

00:45:08: Schnitt, Mia Husa.

00:45:11: Produktion, Lukas G. Schlapp und Lena Wölke.

00:45:15: Aufnahme, Robin Walter und Jonas Lange.

00:45:18: Beratung Storytelling, Karolin Heilig und Vanessa Neuss.

00:45:23: Musik, Lukas Graf.

00:45:25: Coverdesign, Jonas Lange.

00:45:28: Social Media, Vanessa Neuz.

00:45:31: Einige Zitate und Szenen haben wir für diesen Podcast nachgesprochen.

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